Gewächshäuser - Haus M
Von den zahlreichen, schon in Haus L erwähnten Besonderheiten der Flora Australiens stehen in Haus M vor allem die größer werdenden Pflanzen in Dauerkultur, daneben aber auch viele kleinere Gehölze in Wechselaustellung.
Von dem oft wachsbereiften und meist feineren Laub vieler Bäume weicht in diesem Haus der Karaka-Baum (Corynocarpus laevigatus) aus Neuseeland durch seine gummibaumartigen, dunkelgrünen Blätter ab. Zu der großen Gattung Eucalyptus (über 600 Arten) gehören Bäume, die in der Natur mit bis zu 114 Meter Höhe, d.h. über zehnmal so hoch wie dieses Gewächshaus, zu den höchsten Bäumen der Welt zählen. Der Blau-Gummmibaum (Eucalyptus globulus, eine variable Art mit Unterarten) ist wohl am bekanntesten, da aus seinen Blättern durch Destillation Eucalyptus-Öl gewonnen wird. Kleiner bleibende Arten, z. B. in Australien „mallee" genannte, strauchige Eukalypten mit teilweise sehr schönen, roten oder gelben Blüten, werden in Wechselaustellung während der Blütezeit gezeigt. Weitere Myrtengewächse in Haus M sind die trauerweidenähnliche Agonis flexuosa und verschiedene Melaleuca-Arten, darunter die durch ihre Papierborke interessante Melaleuca cuticularis.
Neben den vielen Myrtengewächsen ist in Australien in der Vegetation der trockeneren Regionen vor allem auch die Gattung Acacia von Bedeutung, deren Blütenzweige im Blumenhandel fälschlich unter dem Namen „Mimosen" bekannt sind. Ohne Blüten ist die enge Verwandtschaft der hier gezeigten Arten wegen besonderer Entwicklungen der vegetativen Organe kaum erkennbar. Acacia melanoxylon verrät durch ihre Übergangsformen von normal gefiederten Blättern zu Blattstielblättern (Phyllodien) die Beziehung zwischen den großen Gruppen der Akazien mit gefiederten bzw. einfachen Blättern. Acacia alata mit ihren geflügelten Sprossen und Acacia verticillata mit wirtelig stehenden, nadelförmigen Blättern würde man ohne Blüten und Früchte dagegen kaum zu dieser Gattung rechnen.
Die Zweige des Känguruhbaums (Gattung Casuarina) erinnern nicht einmal an eine Blütenpflanze, man möchte sie eher für einen Schachtelhalm halten. Ebenso zum Verwechseln ähnlich sind der Bandbusch (Homalocladium platycladum) aus der Familie der Knöterichgewächse und die Leguminose Carmichaelia williamsii. Sie sind weitere Beispiele für bemerkenswerte Konvergenzen im Pflanzenreich. Beim Etikett mit dem Namen Rubus squarrosus steht ein Gewirr von stachligen, in sich verschlungenen Rutentrieben mit nur ganz vereinzelten Blattfiedern. Diese Pflanze läßt kaum noch ihre Zugehörigkeit zur Gattung Rubus erkennen, zu der auch unsere einheimische Brombeere und Himbeere gehören.
Weitere markante Pflanzengestalten sind in Haus M einkeimblättrige Schopfbäume der Familie Agavengewächse, vorab die Südliche Keulenlilie (Cordyline australis). Die großen, agavenähnlichen Rosettenpflanzen der Speerblume (Doryanthes palmeri) benötigen bei uns von der Aussaat bis zur Blüte 10-20 Jahre (1997 kam ein Exemplar zur Blüte). Die großen roten Blüten sind sehr nektarreich. Die derben, bis drei Meter langen, schwertförmigen Blätter des Neuseeländischen Flachses (Phormium tenax) enthalten feste Bastfasern, die wie Jute und auch für handgeschöpftes Papier verwendet werden.
Ein altes Exemplar von Banksia integrifolia in der Südecke des Hauses zeigt bereits eindrucksvoll den knorrigen, grobborkigen Stamm. Die bei manchen Arten sind die Blätter scharf sägeblattartig gezähnt, und die in dichten, oft zylindrischen Blütenständen angeordneten Blüten sind schon an kleineren zur Blütezeit hier gezeigten Exemplaren anderer Arten schön zu sehen.
B. Leuenberger