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Aktuelles

BO in Not: Botanischer Garten Berlin hart von Kürzungen getroffen

 

Unser Statement zu den Sparmaßnahmen des Berliner Senats

Der Botanische Garten Berlin ist einzigartig: Er ist der größte Botanische Garten Deutschlands und einer der artenreichsten der Welt. Er ist denkmal-geschütztes Kulturgut der Hauptstadt. Mit seiner nahezu 350-jährigen Tradition ist er eine der ältesten Berliner Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen. Jährlich erleben nahezu eine halbe Million Berlinerinnen und Berliner sowie Touristen aus aller Welt hier Natur, treffen sich mit Freunden, heiraten im Mittelmeerhaus oder entdecken die Biodiversität von rund 20.000 Pflanzenarten bei Führungen oder Spaziergängen durch die 43 Hektar große, lebendige „Ausstellungsfläche“.

Bis zum vergangenen Jahr wurde die touristische Infrastruktur der Anlage grunderneuert (GRW-Mittel zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur), um in Zukunft noch mehr Gäste in den Berliner Südwesten zu locken. Das neue Botanische Museum steht als eines der wenigen in Europa und weltweit nach über fünfjähriger Konzeptions- und Umbauzeit vor der Eröffnung genauso wie ein neuer Nutzpflanzengarten, dessen Programm jetzt richtig durchstarten soll. Der Botanische Garten hat(te) viel vor für Berlin!

Die aktuellen Sparpläne des Berliner Senats stellen nicht nur diese neuen Kultur- & Bildungsangebote für die Stadt in Frage, sie treffen den Botanischen Garten Berlin in seiner generellen Arbeitsfähigkeit. Darüber hinaus droht die Schließung des beliebten Mittelmeerhauses, dessen Sanierung ebenfalls auf der aktuellen Streichliste steht.

„Wir sind ein beliebter Ort der Naturbildung und Erholung für viele Berlinerinnen und Berliner. Im Berliner Kulturangebot haben wir als Internationales Wissenszentrum der Botanik eine Alleinstellung. Und wir sind tief verwurzelt in der Geschichte dieser Stadt“, so Prof. Dr. Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens Berlin. „In unsere touristische Infrastruktur wurde in den letzten Jahren viel investiert, damit uns zukünftig noch mehr Gäste in Steglitz-Zehlendorf besuchen wollen. Nächstes Jahr ist mit der Eröffnung des neu konzipierten Botanischen Museums ein einzigartiges Kulturhighlight für die Hauptstadt geplant, eine neue Beratungsstelle zur urbanen Biodiversität steht in den Startlöchern und unser Bildungs- und Vermittlungsprogramm für Kinder und Erwachsene läuft erst seit wenigen Monaten. In dieser Phase des Aufbaus treffen uns die Sparmaßnahmen des Senats derart, dass wir uns fragen müssen, wie wir in Zukunft unsere Angebote für die Stadt leisten können. Es ist ja bekannt, dass wir den Garten aus Personalmangel schon seit Jahren im Notbetrieb fahren. Wir hoffen, dass das Museum, unser Bildungsauftrag und die Wissensvermittlung zum Erhalt der Biodiversität nicht auch zum Notbetrieb werden.“

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, äußert sich auch besorgt zur Situation des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin: „Als Hochschule mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit ist uns der Botanische Garten, der zugleich zur Freien Universität gehört, auch als Bestandteil unseres grünen Campus außerordentlich wichtig – sowohl als Begegnungsort und Kulturdenkmal als auch als Zentrum der Spitzenforschung im Bereich der Biodiversität. Die angemessene Finanzierung eines öffentlichen Botanischen Gartens und Museums mit den erforderlichen touristischen Angeboten stellt für den Universitätshaushalt eine erhebliche Herausforderung dar, insbesondere angesichts der aktuellen Budgetkürzungen für Berliner Hochschulen. Dies ist äußerst bedauerlich, sowohl für unsere Universität als auch für die Berliner Bevölkerung", erklärt Ziegler. "Wir hoffen, dass der Botanische Garten und das Museum die nachhaltige, dauerhafte Unterstützung erhalten, die sie als einzigartiges Angebot für die Berlinerinnen und Berliner und als bedeutende touristische Attraktion der Stadt benötigen."

Vor dem Hintergrund der aktuellen Kürzungen sieht die Leitung des Botanischen Gartens Berlin folgende Konsequenzen:

  • Die Gewächshausanlage befindet sich seit Jahrzehnten im Sanierungsstau. Wenn jetzt die Mittel für die Sanierung des Mittelmeerhaus gestrichen werden, müssen wir prüfen, wie lange wir einen sicheren Publikumsbetrieb dort aufrechterhalten können. Die Vorplanung rund um den Umzug unserer wertvollen Pflanzensammlung läuft seit mehreren Jahren, wir haben dafür viel Zeit, gärtnerische Leistungen und Mittel investiert. Plötzliche Streichungen schädigen die Sammlungen und lassen alle eingesetzten Ressourcen „verpuffen“. Wir wünschen uns eine sinnvolle Sanierungs- und Investitionsplanung, um Folgeschäden und -kosten zu verhindern.
  • Aus Personalmangel haben wir den Betrieb des Gartens bereits stark eingeschränkt. Beliebten Workshops und Führungen im Nutzpflanzengarten für Berliner Schulen, Kitas und Erwachsene droht das Aus, wenn wir keine Möglichkeiten haben, die Flächen gärtnerisch zu pflegen. Wir hoffen auf eine dauerhafte Förderung für unsere Wissensvermittlung, damit wir unseren Bildungsauftrag angemessen ausführen können.
  • Mit dem neu konzipierten Botanischen Museum soll ein einzigartiger Ort (wieder-)entstehen, der sich den Beziehungen zwischen Menschen und Pflanzen widmet. Botanische Themen spannen den Bogen von Humboldt und Chamisso zu aktuellen Forschungskontexten aus der ganzen Welt – anschaulich, attraktiv und zeitgemäß. Damit daraus ein Kommunikationsort über wichtige aktuelle und zukünftige Herausforderungen unserer Gesellschaft wird, braucht es Menschen vor Ort, also Personal. Und es braucht wenigstens ein Minimum an Dienstleistungen rund um den Museumsbetrieb – gerade auch digital. Ohne Website und Online-Ticketing geht es heute einfach nicht. Und genau das steht auf dem Spiel.

Doppelt geschröpft

Sparpläne des Berliner Senats treffen Botanischen Garten gleich zweimal

Bis Mitte der 1990er Jahre war das Land Berlin für den Botanischen Garten zuständig, dann wurde er als Zentraleinrichtung an die Freie Universität Berlin angebunden. Seitdem müssen Garten, Museum, Sammlungen, und Wissenschaft aus dem Budget der Universität finanziert werden – eine Rechnung, die leider nicht aufgeht.

Ironischerweise treffen die aktuellen Sparmaßnahmen des Berliner Senats den Botanischen Garten gleich von zwei Seiten: In Sachen Grundfinanzierung durch die Kürzungen für die Berliner Hochschulen (die Freie Universität muss in 2025 voraussichtlich rund 41 Millionen einsparen, der Botanische Garten ist mit einem fixen Anteil ebenso prozentual betroffen) und im Baubereich im Kontext der im November 2024 veröffentlichten Streichliste, auf der auch die Sanierung des beliebten Mittelmeerhauses steht.