„Die iNaturalist City Nature Challenge ist eine der größten bürgerwissenschaftlichen Veranstaltungen zum Thema Biodiversität überhaupt. Die Ergebnisse geben wertvolle Hinweise zur Verbreitung der Arten und tragen damit auch zu ihrem Schutz bei. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligen sich ebenfalls mit großer Begeisterung daran. Als Botanischer Garten Berlin rufen wir die Berlinerinnen und Berliner auf: Macht mit! Schaut, was bei euch in der Straße alles wächst oder welche Pflanzen, Flechten oder Pilze und selbst Algen euch bei einem Spaziergang begegnen. Die Auseinandersetzung mit der Biodiversität vor der Haustür hilft, die Natur besser zu verstehen und zu schützen“, sagt Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens Berlin. „Denn darum geht es uns - wir möchten, dass die Menschen wieder mehr über ihre ‚Berliner Pflanzen‘ wissen!“
Wie gut ist die Luft in Berlin-Mitte? Flechten geben die Antwort.
Aus der Verbreitung bestimmter Arten lassen sich mitunter ganz konkrete Rückschlüsse ziehen. So können Flechten als Bioindikatoren für den Grad der Luftverschmutzung herangezogen werden. Robert Lücking, Flechtenexperte und Leiter der Abteilung „Evolution und Biodiversität“ am Botanischen Garten Berlin, begibt sich mit seiner Kollegin Bibiana Moncada bei der iNaturalist City Nature Challenge gezielt auf Spurensuche in Berlin-Mitte. „In den 70er und 80er Jahren war die Stadtmitte Berlins eine Flechten-wüste. Das hat sich mit der Einführung von entsprechenden Filtern und weiteren Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung geändert. Viele Flechten sind zurückgekommen. Heute findet sich zwischen Brandenburger Tor und Museumsinsel auf Bäumen, an Mauern und auf Pflastersteinen eine erstaunliche Diversität“, führt der Wissenschaftler aus und lädt interessierte Journalist*innen ein, ihn und seine Kollegin Bibiana Moncada auf ihrer Exkursion zu begleiten.
Auch Elke Zippel unterstützt die iNaturalist City Nature Challenge. Als Wissenschaftliche Leiterin der Dahlemer Saatgutbank am Botanischen Garten Berlin hat sie auch die heimischen Pflanzenarten im Blick. „Mir ist die Erfassung der Flora in unserer Stadt ein besonderes Anliegen. Darum hoffe ich, dass sich ganz viele Menschen am letzten Aprilwochenende mit Neugier und Freude auf Pflanzen-Entdeckungsreise begeben. Ich bin selbstverständlich ebenfalls dabei“, so Zippel. Auch Mitglieder der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg (PABB) und der Stiftung Naturschutz Berlin beteiligen sich und leisten mit ihrer geballten Arten- und Biotopkenntnis einen wichtigen Beitrag zur Erfassung möglichst vieler und auch seltener oder schwer zu bestimmender Pflanzen- und Pilzarten.
Doch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Botanischen Gartens Berlin und ihre Kolleg*innen unterstützen nicht nur die Suche und Dokumentation von Pflanzen, Pilzen, Flechten und Algen. Besonders interessant ist für sie die Auswertung der eingestellten Fotos. Sind die Ergebnisse charakte-ristisch für Berlin oder gibt es Überraschungen oder sogar Nachweise hier unbekannter Arten? Für die Nachbestimmung der Einträge haben Community und Expert*innen vom 2. bis 7. Mai sechs Tage Zeit. Belegen insgesamt drei unterschiedliche Personen eine Pflanze mit dem gleichen Artnamen, ist die sogenannte „Forschungsqualität“ gegeben. Die Beobachtungsdaten stehen dann Wissenschaftler*innen weltweit für ihre Studien zur Verfügung. Die Ergebnisse werden am Montag, den 8. Mai 2023 bekannt gegeben.
Hintergrund:
Die iNaturalist City Nature Challenge wurde 2016 als Wettbewerb zwischen Los Angeles und San Francisco ins Leben gerufen und fand ein Jahr später schon zwischen 16 Städten in den USA statt. Im Zuge der Erweiterung zu einem globalen Event nahm 2018 Berlin als erste Stadt im deutschsprachigen Raum teil. Auch 2023 ist Berlin wieder mit dabei, gemeinsam mit 500 weiteren Städten weltweit, sechs davon in Deutschland. Alle vom 28. April bis zum 1. Mai 2023 hochgeladenen Bilder von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Flechten und Algen erscheinen automatisch auf der iNaturalist-Projektseite - eine Anmeldung für die Challenge ist nicht erforderlich. Artenkenntnis ist ebenfalls nicht notwendig, denn Bestimmungsvorschläge werden automatisch beim Hochladen eines Bildes gemacht und dann von der Online-Community nachbestimmt. Exotische Pflanzenarten (zum Beispiel in Botanischen Gärten) sind vom Wettbewerb ausgenommen. Die Ergebnisse leisten einen wichtigen Beitrag für Wissenschaft und Artenschutz.
Weitere Informationen: https://www.inaturalist.org/projects/city-nature-challenge-2023
Der Botanische Garten Berlin lädt Medienvertreter*innen zu exklusiver Exkursion ein
Auf der Suche nach Flechten in Berlin-Mitte
mit Robert Lücking, Flechtenexperte und Leiter der Abteilung „Evolution und Biodiversität“ am Botanischen Garten Berlin
Wann: am 28.04.2023 um 10:00 Uhr (weitere Termine nach Absprache gern möglich!)
Was: Zusammen mit seiner Kollegin und ebenfalls Flechtenexpertin Bibiana Moncada zeigt Robert Lücking die Flechten des urbanen Berlins, auf einer Tour vom Brandenburger Tor, über Unter den Linden bis zur Museumsinsel. Faszinierende Einblicke in eine farbenfrohe Miniaturwelt und Wissenswertes über Flechten als Zeiger von Umweltqualität.
Wo: Unteres östliches Ende Tiergarten, Ecke Eberstraße/Lennéstraße
Anmeldungen unter: r.luecking@bo.berlin
Pressefotos (zum Download): https://www.bo.berlin/de/presse/pressefotos#CityNatureChallenge
Der Botanische Garten Berlin ist BO Berlin – Internationales Wissenszentrum der Botanik. Ein einzigartiger Ort, der Botanik in allen Facetten erlebbar macht. Mit einer Vielzahl von nahezu 20.000 Pflanzenarten ist der Botanische Garten Berlin der größte in Deutschland und zählt zu den bedeutendsten weltweit. Auf 43 Hektar Freigelände und in fünfzehn Gewächshäusern erhalten Besucherinnen und Besucher faszinierende Einblicke in die Welt der Botanik. Als Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung und Ort der Wissensgenerierung und -vermittlung beschäftigt der Botanische Garten mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit dem Botanischen Museum verfügt er über Deutschlands einzigartige museale Einrichtung, die sich der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer Kultur- und Naturgeschichte widmet. Seit 1995 gehört die Einrichtung zur Freien Universität Berlin.
Pressekontakt:
Dr. Robert Lücking, Leiter der Abteilung „Evolution und Biodiversität“
Botanischer Garten Berlin
BO Berlin – Internationales Wissenszentrum der Botanik Freie Universität Berlin
Tel. 030 / 838 – 56 350
Mail: r.luecking@bo.berlin
Alexandra Jakob, Pressesprecherin
Botanischer Garten Berlin
BO Berlin – Internationales Wissenszentrum der Botanik Freie Universität Berlin
Tel. 030 / 838 – 72375
Mail: a.jakob@bo.berlin
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