Das einjährige Kraut mit einer Wuchshöhe bis 1m ist im Mittelmeerraum, Vorderasien und Nordafrika beheimatet. Sie besitzt eine kurze, spindelförmige Pfahlwurzel. Die stiellosen Laubblätter stehen wechselständig, sind dreinervig, kahl und haben einen glatten Rand. Der Blütenstand ist ein rispenartiger Wickel mit über zwei Zentimeter breiten Blüten. Ihre Kronblätter sind 12 bis 15 Millimeter lang und von hellblauer Farbe mit dunklerer Äderung, selten weiß, violett oder rosa. Lein wird seit der Antike als vielseitige Faserpflanze angebaut und auch als Heilpflanze genutzt.
Der gemeine Lein ist nur als Kulturpflanze oder verwildert bekannt und stammt vom Zweijährigen Lein ab. Er zählt zu den ältesten Kulturpflanzen. Leintuche sind bereits im alten Ägypten u. a. für Mumien verwendet worden. Die ältesten Funde stammen aus dem Beginn des 4 Jahrtausends v. Chr. Noch davor datiert sind Funde von Leinsamen aus der Türkei um das 7. Jahrtausend v. Chr. Nach Mitteleuropa kam der Lein mit der ackerbäuerlichen Bandkeramikkultur in der Jungsteinzeit. Lein stellt keine besonderen Ansprüche an die Böden, nur eine ausreichende Wasserversorgung sollte gesichert sein. Die zwei Hauptprodukte sind noch heute Fasern und Öl. Aus Fasern werden unter anderem Textilien, technische Füllungen und Dämmstoffe gefertigt. Das Öl dient vor allem als Speiseöl und der Industrie für Linoleum, Lacke, Farben, Firnisse, Kosmetika und Pflegemitteln. Die Samen werden sowohl für die menschliche als auch für die Tierernährung genutzt. Ganze oder gequetschte Leinsamen dienen als Quell- und Gleitmittel bei chronischer Darmträgheit und Reizdarm. Ebenso helfen sie bei krampfartigem Dickdarm und bei Divertikelentzündung. Ihre Schleimstoffe führen zu einer Volumenzunahme des Dickdarminhalts, stimulieren dadurch die Peristaltik und machen den Stuhl geschmeidig. Sie wirken auch bei Magendarmkatarrhen lindernd. Äußerlich helfen Leinsamen oder Leinsamenkuchen bei lokalen Entzündungen. Aus ihren Blausäure-Glykosiden wird Blausäure freigesetzt, die aber im Körper rasch abgebaut wird. Auch bei hohen Temperaturen z. B. beim Backen wird sie zerstört. Leinsamen vermindern den Triglycerid- und Cholesterolspiegel. Antibiotische, blutzuckersenkende und antikarzinogene Effekte sind ebenfalls beobachtet worden.