Der Echte Baldrian ist eine bis 2 m hohe Rhizom-Staude mit weiß-rosa Schirmrispen. Sein Verbreitungsgebiet umfasst weite Teile Europas, Russlands und Westasiens, wo er vorwiegend auf feuchten Böden in einer Vielzahl von Lebensräumen vorkommt. Als Heildroge werden die getrockneten unterirdischen Pflanzenteile verwendet. Die enthaltenen ätherischen Öle, Alkaloide und Iridoide wirken beruhigend und krampflösend. Bekannt ist seine Anwendung als Schlafmittel. Die ätherischen Öle sind auch für den typischen Baldriangeruch verantwortlich, der beim Trocknen der Droge entsteht.
Baldrian ist seit der Antike als Heilpflanze bekannt. Erwähnungen der guten Wirkung sind besonders aus dem Mittelalter überliefert. In dieser Zeit wurde er als Heilmittel gegen seuchenartige Krankheiten, aber auch als Mittel gegen Tuberkulose, Gicht und Schlangenbisse eingesetzt. Anwendung fand er auch zur Vertreibung von Teufeln, Hexen und bösen Geistern, was heute noch an seinem Altdeutschen Namen „Hexenkraut“ zu erkennen ist. Eine weitere dem Baldrian im Mittelalter nachgesagte Wirkung war die eines Aphrodisiakums. Alleine das Mitführen eines Stückes „Baldrianwurz“ oder ein Stück derselben im Mund beim Küssen, sollte bereits das weibliche Geschlecht von dem Mann überzeugen. Die auch heute noch gebräuchliche Anwendung zur Beruhigung und Krampflösung wurde erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts bekannt. Der Italiener Fabio Colonna behauptete, durch Baldrian von Epilepsie geheilt worden zu sein. Nachahmer machten ähnliche Erfahrungen. Heute wird Baldrian nur in der alternativen Medizin zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt, da die Wirkung umstritten ist. Eine unumstrittene Wirkung des Baldrians ist seine Anziehungskraft auf Katzen. In beinahe allen Heilkräuterbüchern findet sich der Hinweis, den Baldrian zum Trocknen auf einer möglichst hohen Leine aufzuhängen, um ihn vor der Verunreinigung durch Katzen zu schützen. Sein für viele Menschen eher unangenehmer Geruch zieht Katzen magisch an.